Atomkraft? Nein danke.

von Erik Boß

Foto: Anti-Atomkraftdemo am 18. September in Berlin - (c)2010. Aufnahmestandpunkt

In den siebziger und achtziger Jahren habe ich meine Meinung gegen Atomkraft gebildet, ich war damals auch sehr aktiv. Inzwischen ist viel Zeit vergangen, ich bin umgezogen, wohne seit zwanzig Jahren in Berlin. Ich dachte, der Spuk ist vorbei. Aber die aktuelle Regierung ist zur verlängerten Nutzung von Atomkraft entschlossen. Diese Demo war sehr lebendig, es hat Spaß gemacht mitzulaufen.

Wie entsteht eigentlich eine Meinung? Eigentlich weiß doch jeder, dass es technisch und finanziell möglich ist, auf Atomkraft zu verzichten. Und trotzdem finde ich, dass es die Befürworter in ihrer Argumentation am leichtesten haben. Sie sind für Atomkraft, nicht weil diese Technologie sicher ist, sondern weil sie Vorteile davon haben oder aber zumindest jemanden kennen, der Vorteile davon hat. Vorteile sind in erster Linie finanziell, aber es gibt sicherlich auch ideelle Vorteile. Ich stelle mir das so vor, dass viele Politiker und Unterstützer, die den Konsens tragen, von den Energieunternehmen belohnt werden. In wenigen Jahren finden wir diese "Volksvertreter" dann in den Gremien von RWE und Vattenfall wieder, oder sie erhalten Fördermittel für ihre Labors. Bemitleidenswert dagegen finde ich solche Menschen, die für die Atomkraft sind, obwohl sie gar keine Vorteile davon haben. Sie sind der Atomkraftlobby einfach auf den Leim gegangen.

Und wie entsteht eine Meinung gegen Atomkraft? Das ist schon schwieriger. Denn die Materie ist nicht leicht. Plötzlich muss man sich mit Physik auseinandersetzen, mit den Bedürfnissen von Volkswirtschaften, mit den Gefahren des internationalen Terrorismus. Ich glaube aber, dass es vielen Gegnern auch noch um etwas anderes geht. In meinen Augen ist die Anti-Atombewegung ein Rest, ein Ausläufer der ausklingenden antiautoritären Bewegung der ausgehenden 60er Jahre. Es war von Anfang an der Protest gegen den Staat, der seinen Bürgern etwas aufzwingen will. Im Protest schafft man sich ein Stück Freiheit, deshalb macht demonstrieren ja auch Spaß und ist keine Anstrengung.

Darüber hinaus fand ich es sehr schön und wichtig, dass ich, im Gegensatz zu früheren Zeiten, diesmal mit meinem Sohn auf eine Demonstration gegangen bin.

Auf meiner Foto-Tour "Bilder vom Sommer in Berlin" sind noch einige Bilder von der Demo veröffentlicht.

Vielen Dank für das Interesse an meinem Blog.
Erik Boß

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