Warum die Grünen so erfolgreich sind

von Erik Boß

Foto: Grünberger Straße - (c)2011. Aufnahmestandort

Bei den letzten beiden Landtagswahlen waren die Grünen der große Gewinner und werden in Baden-Württemberg voraussichtlich den ersten grünen Ministerpräsidenten stellen. Der politische Gegner und auch viele Medienvertreter meinen, das gute Abschneiden hänge mit der Reaktorkatastrophe in Fukushima zusammen. Das glaube ich nicht.

Ich denke, in beiden Ländern haben diesmal sozial- und wirtschaftpolitische Fragen nicht eine so große Rolle gespielt wie sonst bei Landtagswahlen. Dafür lag dann der Focus auf Umweltthemen, wie etwa Stuttgart 21 sowie dem fragwürdigen Politikstil von CDU und SPD. Wenn solche Themen im Vordergrund stehen. ist es nicht verwunderlich, wenn sich viele Menschen für Grün entscheiden. Die Grünen wurden nicht wegen Fukushima gewählt, sondern die anderen wurden nicht gewählt, weil sie nicht fähig sind, glaubwürdig für menschenwürdigen Alternativen einzutreten.

Interessant ist es sich anzuschauen, wer überhaupt Grün wählt1: Es sind zum einen die Grünen-Anhänger aus den achtziger Jahren, die der Partei treu geblieben sind und die heute dementsprechend weit über 50 Jahre alt sind. Zum anderen ist die Partei vor allem für Jungwähler attraktiv, allerdings überwiegend nur – wie schon in den Achtzigern - für Abiturienten.

tl_files/berlin_shuts/fotos/blogs/2011/2011_03-gruen2.jpgWie sieht es mit den Einkommen aus? Waren die Älteren in den Achtzigern noch in der Ausbildung und verfügten nur über ein geringes Einkommen, findet sich heute der höchste Anteil an Grünen-Unterstützern bei den Personen im obersten Einkommensfünftel. Viele Grüne sind Beamte, Angestellte oder Freiberufler, ein Klientel, das von der CDU und der FDP beworben wird, aber längst bei den Grünen angekommen ist.

Dies wird auch der Grund sein, warum Arbeitslose und Bezieher von geringem Einkommen die Grünen nicht wählen und sich nicht mit der Partei identifizieren können. Und deshalb werden die Grünen sich zwar weiterhin zu einer Volkspartei weiterentwickeln, aber es wird ihnen nicht gelingen, für die Mehrheit der Bevölkerung wählbar zu werden.

Wo bin ich bei dem Ganzen? Ich gehöre zu denen, die in den Achtzigern als Erstwähler grün gewählt haben, auch auf die Gefahr hin, dass Franz-Josef Strauß Bundeskanzler wird. Als Kohl Bundeskanzler wurde, sind die Grünen erstmals in den Bundestag eingezogen, ich habe sie dann bis heute immer mit meiner Zweitstimme gewählt. In begrenztem Maße hege ich auch noch Sympathien für die SPD, die hat auf Bundesebene aber kein attraktives Personal.

Vielen Dank für das Interesse an meinem Blog.
Erik Boß

1 Im Internet (http://carta.info) fand ich dazu den folgenden sehr guten Blogbeitrag: Die Grünen am Vorabend ihrer dritten Krise. Von Wolfgang Michal, veröffentlicht am 31.03.2011

Zurück