Street View

von Erik Boß

Foto: Haus in der Jessnerstraße in Friedrichshain, von der Straße aus fotografiert - (c)2010. Aufnahmestandort

Kein Tag vergeht, an dem nicht eine Meldung in den Nachrichten zu Google's Street View erscheint. Bis jetzt hatte ich zu diesem Bilderdienst eine ausgesprochen positive Einstellung. Für unsere London-Reise haben wir uns mit Street View gut vorbereiten können. Nun wird in den Medien heftig gegen StreetView Stimmung gemacht. Soll ich meine bisherige Meinung ändern? Wer ist eigentlich gegen StreetView? Ich vermute, die meisten Menschen, die dagegen sind, haben bislang noch nie Street View für sich genutzt. Ob sie wissen, dass ihr Haus nebst Garten seit Jahren im Internet auf den Seiten von Bing in guter Fotoqualität sichtbar ist? Googles Stree View gibt es in anderen Staaten schon sehr lange. Straßen und Gebäude in England, Frankreich oder den USA lassen sich vom heimischen deutschen Computer seit Monaten betrachten. Warum wurde nun Street View in Deutschland ein Thema? Warum hat eine Wohnungsbaugesellschaft aus Hellerdorf alle ihre Mehrfamilienhäuser hat dem Kartenmaterial entfernen lassen? Ich denke, es hat nichts mit Vernunft zu tun. Es ist die diffuse Angst vorm Internet, die plötzlich in den Alltag einzubrechen droht. Ein Bedrohung durch Unbekannte, und durch das Löschen von der privaten Wohnung aus dem Bildmaterial entsteht die Hoffnung, der Bedrohung zu entkommen.

Ich finde es richtig, dass Menschen ein Recht auf ihr Bild haben. Sollen aber Bilder von Gebäuden denselben Schutz bekommen wie das Bild eines Menschen? Das finde ich überzogen. Wer Angst um sein Eigentum hat, soll sein Eigentum schützen. Wer nicht möchte, dass sein Haus gesehen wird, soll sich einen Sichtschutz errichten. Die Straße muss öffentlich bleiben und auch das Abbilden der öffentlich wahrnehmbaren Gebäude. Der Protest gegen Street View hat eine Seite, die selbst wieder fundamentale Rechte bedrohen kann: Es darf nicht sein, dass einige wenige Privateigentümer den öffentlichen Raum für sich beanspruchen wollen. Erst wird ein Fotografieverbot gefordert, später dann werden Wege gesperrt für die Öffentlichkeit. Deshalb ist es wichtig, den öffentlichen Blick auf Gebäude nicht zu beschränken.

Vielen Dank für das Interesse an meinem Blog.
Erik Boß

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